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Das geschenkte Lächeln | Das Glück liegt auf der Straße | Durchblick | mehr

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Was geht mich das schon an!?

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Selbst wenn man nicht gerade oft weggeht muss man ja unter Umständen doch irgendwie und irgendwann mal das Haus verlassen. Wenn man dies dann tut und vor allem nicht mit geschlossenen Augen durch die Welt rennt, kann mancherlei kurioses entdecken - oder manchmal auch grausames oder trauriges. So traf ich neulich ein verschrumpeltes, kaum wiederzuerkennendes Etwas. Viel mehr war nicht mehr übrig und ich überlegte spontan, ob ich zur Polizei gehen sollte. Ich ließ es dann bleiben. Jedoch weiß ich noch ganz genau, wie ich das Summen der Fliegen bemerkte, mich etwas unsicher umdrehte und nach unten schaute, um dann dieses verschrumpelte Etwas zu bemerken.

Alt sah es aus, und schwarz - vom Sonnenbrand nehme ich an. Leer und verbraucht. Man sah sehr genau das nur noch wenig von der eigentlichen Sache übrig war. Ich starrte ungläubig drauf, überlegte mir, wer so etwas wohl getan haben könnte!? Mit der Zeit, die ich dort saß und mich ausruhte, konnte ich mir alles wie in einem Film vor meinen Augen ablaufen sehen.

Der Film begann irgendwo im tiefsten Dschungel, wo ein paar wagemutige Abenteurer gerade dabei waren, eine groß angelegte Rettungsaktion durchzuführen, um die armen Geschöpfe aus der Unzivilisiertheit zu befreien! Gnadenlos zerschnitten sie die Fesseln, die zweifelsohne professionell sicherstellten, das bis dahin niemand fliehen konnte. Unaufhörlich kämpften sie sich zurück in ein kleines, etwas zivilisierteres Örtchen, wo sofort erste Hilfsmaßnahmen sowie eine Erstversorgung der ehemals Gefangenen und ihrer Retter und Begleiter stattfand. Anschließend ein Bad in verschiedenen Flüssigkeiten sowie einige grundlegende Reisevorbereitungen.

Dann begann die Reise - welche als Bildungsmaßnahme selbstverständlich kostenlos für alle Reisenden war (wo sollten ehemals Gefangene auch Geld her haben!?)! Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand von ihnen etwas, aber die Hoffnung auf ein besseres Leben muss schier unendlich gewesen sein und der Ehrgeiz möglichst bald anzukommen muss als fortwährende Motivation gedient haben, die keinerlei Aufenthalt oder Rast zuließ.

Irgendwann dann endlich war das Ziel in Sicht. Nur noch wenige Stunden trennten sie alle von ihrem neuen, besseren Leben. Im Zielort angelangt wurden sie in ihre vorläufige Unterkunft gebracht und dort für den Aufenthalt zurechtgemacht und gestylt. Aber vor allem so präsentiert, das ihre einmalige Schönheit öffentlichkeitswirksam zu Geltung kam. Es sollte ja auch etwas Geld bringen. Vielleicht in Form von Spenden oder so - ich weiß es nicht. Jedenfalls setzte ein schier wahnsinniges Gedränge ein. Jede glaubte an das ganz große Geld und ein Leben im Luxus, was ihnen auch hundertmal versprochen worden war. Deshalb war es auch kein Wunder, das eine jede von ihnen wollte möglichst weit vorne sein. Wenn die Jünglinge der naheliegenden Baustelle vorbeikamen. Wenn jedoch alte, verschrumpelte Frauen daherkamen, drängte sich niemand nach vorn sondern alle möglichst diskret weit in den Hintergrund zurück - hinaus aus dem Rampenlicht. Es fehlte wirklich nur noch der Laufsteg und man hätte Paris Konkurrenz machen können! Aber so sollten sie es nunmal tun, so hatte man es ihnen eingebläut.

Aber wehe eine verschlang es in den metallverstärkten Abführwagen hinauf zur Registratur, danach der gänzliche Abtransport. Eine Entführung in einem dunklen Kofferraum. Kein Licht, keine Wärme und viel schlimmer noch: Keine Ahnung was kommen würde. Die Fahrt endete meistens in irgendeiner Seitenstraße oder noch viel besser.... in einer Garage. Unauffällig - von wegen beobachten und Polizei einschalten. Oder selbst eingreifen. Und natürlich Verwirrung der Opfer, für den Fall der Flucht.

Manchmal gab es eine kurze Schonfrist. In seltenen Fällen jedoch wurden ihnen hemmungslos die Kleider vom Leib gerissen und es setzte ein geradezu fanatischer, gänzlich unmenschlicher Kannibalismus ein.

Vermutlich hat auch das vorliegende Opfer den Weg in die Wohnung des Täters nicht geschafft. Ich staune das eine solche Brutalität in der Öffentlichkeit scheinbar nicht wahrgenommen wird. Nur ein lausiger Fliegenschwarm und die Luft interessieren sich für den Gestank und dieses Etwas an sich. Nun ist es zu spät. Nun liegt sie hier. Alt und verbraucht liegt sie nun hier. Aber vermutlich war auch alles ganz anders. Vielleicht war es auch gar nichts. Und was geht mich das überhaupt an!? Hier stinkt's. Ich gehe jetzt meine Runde im Park weiterdrehen. Gott sei dank liegt die Bananenschale hinter der Bank. So kann wenigstens niemand ausrutschen und die Optik tut's auch nicht zerstören! Nur So dahinerzählt? schließen

Die vorliegende Geschichte scheint mehr beiläufig und erfunden zu sein. Sie scheint mehr ein Witz, Ironie zu sein. Doch ich denke es ist mir sehr gut gelungen, einige Themen und Probleme unseres Alltags zu verarbeiten. Wer anderer Meinung ist, darf es mir gern sagen! Ansonsten würde ich mich auch über eine Auskunft freuen, was Ihr so alles in dieser Geschichte findet bzw. auf was für Gedanken euch die Geschichte bringt!
© 2024 Dennis Wendt