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Als das Meer rauschte und Wind in den Pappeln raschelte | |
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»Dass die großen Ferien immer so rasch zu Ende gehen müssen ...«, dachte Timo enttäuscht. Er saß mit seinen Eltern zusammen am Strand. Es war der letzte Tag, den sie am Meer verbrachten. Danach würde es wieder zurück nach Hause gehen. Es war erst Freitag, aber seine Eltern hatten darauf bestanden, schon zurückzureisen. Sie wollten sich noch ein bisschen zu Hause ausruhen. Am Montag dann würde für Timo die Schule wieder losgehen. Mams und Paps gingen dann wieder arbeiten.Und nachmittags würde es wieder nur die ewig lange Betonwüste der Großstadt geben. Hier war alles viel grüner und entspannter. Nicht so hektisch.
Timo seufzte. Ein wenig zu laut, denn sofort fragte Paps ihn: »Was ‘n los?« Er holte tief Luft und schaute dann zu Boden: »Nix ... Eigentlich ...« Seine Augen wanderten verstohlen in den Winkel und versuchten einen Blick auf Paps Gesicht zu erhaschen. Immer wenn er so antwortete, musste Paps grinsen. Denn es gab natürlich doch etwas. Mams hatte ihm mal erklärt, das es am Wort eigentlich läge. Seine Eltern beschäftigten sich viel damit, welche Worte was bedeuteten. Und ein wenig war er auch so. Immerhin musste er zugeben, dass das Wort Mams eine reine Erfindung von ihm war. Aber wenn er schon Paps sagte, musste er auch Mams sagen. Schließlich musste es ein gleiches Wort geben. Er hatte ja auch beide gleich viel lieb.
Ein kleiner Anstupser riss ihn aus seiner Gedankenwelt: »Naja ... Wieso müssen wir morgen schon los?« Nun seufzte Mams. Gleich würde sie wieder erklären, wie oft sie darüber schon gesprochen hätten. Schnell erklärte Timo, wie sehr er den Strand, die weite Sicht und das Meeresrauschen vermissen würde. Und da waren noch die anderen Kinder. Klar konnte er mit seinen Klassenkameraden mindestens genauso gut spielen. Wenn er nicht wieder krank war. Timo war oft krank, meistens aber nur aggressiv und launisch. Die Hektik der Großstadt hatte der Arzt letztens zu Mams gesagt. Er empfahl dringend mal »raus in die Natur« zu reisen. Nicht nur für einen Tag, sondern mindestens zwei Wochen. »Der junge brauche frische Luft«, hatte er hinzugefügt. Timo verstand davon nicht viel. »Frische Luft hab ich doch auch hier«, hatte er trotzig entgegnet. Und hätte man ihn gefragt, wäre bestimmt alles schuld gewesen, aber nicht seine Freunde und die Stadt. Seine Eltern waren auch nicht begeistert. Zum einen wollten sie nicht gerade jetzt einen längeren Urlaub nehmen. Zum anderen wollten sie schon gar nicht raus ins Grüne. Sie waren an die Stadt, den Lärm und die Hektik gewöhnt. Hier draußen gab es nicht nur mehr grün, sondern auch jede Menge merkwürdiger Insekten. Timo hatte sich schnell damit abgefunden. Ihn störte es nicht weiter. Einmal gab es sogar eine kurze Diskussion über die Vor- und Nachteile dieses Urlaubs. Mams und Paps hatten vieles aufgezählt was hier anders war. Timo war nur eine Sache eingefallen, die gleich war: Auch hier gab es Lärm. Aber keinen Motorenlärm, kein Hupen genervter Autofahrer. Nur das ewige Rauschen der Wellen und das Rascheln und Rauschen der Blätter in den Bäumen. Timo fand den Urlaub absolut genial. Warum konnte seine Stadt nicht auch so grün sein? Oder noch besser: Warum konnten sie nicht einfach hierher ziehen? Das Tollste aber war der Sand zwischen den Füßen. Zu Hause gab es nur Beton. Auf dem konnte keiner ohne Schuhe laufen. Und dort, wo es grün gab, traute sich niemand. Überall lauerte eine Gefahr im Gras: Nicht nur Hundehäufchen, sondern viel schlimmer - auch Glasscherben und anderer Müll. Oder das Gras war gerade frisch gemäht worden. Natürlich in der prallen Mittagssonne. Dann gab es nur pikende Stoppeln braun verbrannter Grasreste. Auf diesen wollte niemand barfuß laufen! Hier war das alles anders. Nicht so viel Verkehrslärm und keine Hundehäufchen zwischen dem Gras. Und wenn einem vom Rumtoben zu warm geworden war, ging es einfach rein ins Meer. Wenn der Wind mit dem Wasser in Berührung kam und mit den Wellen spielte, gab es ein einmaliges Rauschen. Und selbst wenn sie nicht direkt am Strand herumliefen, gab es ein tolles Rauschen. Denn fast so toll, wie das Wasser, raschelten und rauschten auch die Blätter der Pappeln. Der Wind nahm sich sein Spielzeug einfach aus der Natur. Und hier am Strand hatte Timo das Gefühl, sich sein Spielzeug auch einfach aus der Natur nehmen zu können. »Ich wünschte wir könnten wenigstens das Rauschen mitnehmen«, erklärte Timo plötzlich. Seine Eltern schauten sich verdutzt an: »Das Rauschen des Meeres?«, fragte Mams. »Ja!«, antwortete Timo. Mehr ging dazu nicht zu sagen. Wie sollte er ihnen auch erklären, wie magisch anziehend das Meeresrauschen für ihn klang. Und welch tolle Erlebnisse er damit verband!?
Einmal hatten sie alle zusammen das Meer gestürmt. An diesem Tag waren die Wellen zwar nicht besonders hoch gewesen. Es gab nur ein paar kleine Wellen.Es war klar: Man musste es diesen Wellen zeigen! Sie hatten sich alle in einer Reihe aufgestellt. Sie sahen aus, als wären sie bereit zu einem Wettlauf. Alle hatten mürrisch auf das Wasser geblickt. Damit sich die Wellen nicht vorbereiten konnten, gab es kein extra Zeichen. Einer von ihnen war einfach plötzlich losgestürmt. Alle Anderen folgten kurz darauf. Falls sie jemand beobachtet hatte, mussten sie gruselig gewirkt haben. Die Wellen konnte man damit nicht beeindrucken. Und so wurde aus den Wellenbezwingern nur eine Gruppe zehn- bis elfjähriger, die im Wasser herumplantschte. Oder hatten sich die Wellen danach nicht doch viel kleiner gezeigt? Timo war sich da auch heute nicht so sicher. Das Rauschen jedenfalls war nicht weniger geworden. Aber wen konnte das auch wundern? Immerhin gab es direkt hinter dem Strand auch noch viele Pappeln. Und die rauschten fast genauso wild, wenn der Wind kräftig hineinblies.
Eine andere Idee, um das Meer zu besänftigen, war das Einbuddeln mit Sand. Nachdem sich aber keiner von ihnen einbuddeln lassen wollte, musste Paps dafür herhalten. Keiner dachte, dass Paps besonders geeignet wäre, um das Meer zu besänftigten. Er war nur eben gerade zur Stelle. Timo selbst hatte sich bei der Überredung stark im Hintergrund gehalten. Für ihn war es peinlich, wenn die eigenen Eltern sowas mitmachten. Paps hatte ja auch nicht mal richtig protestiert. Nicht mal mehr das konnte er heutzutage von seinen Eltern erwarten, hatte Timo gedacht. Zumindest für einen kurzen Augenblick. Die Anderen begannen schon, Sand auf Paps zu schaufeln. Zuerst hatte Timo einen Moment lang nur geschaut. Eigentlich hatte er sogar nur auf Lisa geschaut. Sie war bestimmt das coolste Mädchen, welches er in seinem Leben gesehen hatte. Und meist war sie es auch noch, die auf solche verrückten Ideen kam. Er hatte einen Moment überlegt, womit er sie beeindrucken könnte.
Dann hatte er einen weiteren Vorschlag gemacht. Der Sand war natürlich trocken. Er wusste aber, dass nasser Sand viel besser hielt. So war das auch immer beim Bau von Sandburgen. Also nahm er einen Spielzeugeimer, lief zum Meer und holte frisches Wasser. Die anderen verstanden seine Idee ohne weitere Erklärung. Hatte Paps etwas dagegen? Falls ja, war es im Jubel der Gruppe nicht zu hören. Schon im nächsten Augenblick hatte man sich aufgeteilt: Einige hatten weiter Sand geschaufelt, andere trugen mit kleinen Eimern Wasser heran.Timo reichte sein Eimerchen mit Wasser an Lisa weiter. Sie grinste ihn schelmisch an und goss dann den Inhalt platschend auf den Sand. Das Wasser traf auf den Sand und spritzte dann in alle Richtungen. Enttäuscht sah Lisa auf das Ergebnis. Timo hingegen wusste sofort, worin der Fehler gelegen hatte. Er holte einen weiteren Eimer Wasser und goss ihn dann ganz langsam auf den Sand. Schon lief das Wasser über den Sand und am Ende der Wölbung hinunter. Und mit jedem Augenblick sickerte ein bisschen mehr Wasser in den Sand. Gleich machten es ihm alle anderen Wasserträger nach.
Wenige Augenblicke später hörte man ein ziemlich gequältes »Uaaaaaaah« von Paps. Das Wasser war durch den Sand gelaufen. Nun traf es auf Paps warme Haut. Schon wollte Paps sich aus dem Sand befreien. Dies wollte natürlich niemand zulassen. Und so wurde das Schaufeln und Wasserschleppen noch beschleunigt. Irgendwann jedoch ergab er sich in sein Schicksal. Kurz darauf erschien Mams. Timo war sich ziemlich sicher, die Aktion würde ihr nicht gefallen. Mams mochte keinen Sand. Sie lief auch immer mit richtigen Schuhen am Strand. An diesem Tag jedoch lächelte sie. Und sie spielte sogar mit. Sie fragte, wo denn der Rest von Paps geblieben sei. Alle starrten auf Timo. Er zuckte die Schulter und versuchte so unschuldig wie möglich ein »keine Ahnung« hervorzubringen. Die Anderen der Gruppe konnten ihr Lachen schon kaum noch verbergen. Immer wieder war ein unterdrücktes Grinsen zu hören. Mams überlegte einen Augenblick: »Naja also, wenn Paps zufällig im Ganzen hier vorbeikommt, vielleicht hat er ja auch Hunger und dann könnten wir etwas essen gehen ...« Damit drehte sie sich um und stapfte durch den Sand davon. Paps versuchte verzweifelt etwas zu sagen, kam aber nicht gegen das Gelächter der Buddelgruppe an.
Von diesem Tag an waren Lisa und Timo die Anführer der Gruppe. Schon deswegen konnte und wollte Timo jetzt auf gar keinen Fall abreisen. Er seufzte nochmal. Allerdings hatte er auch kein Argument mehr, um seine Eltern zu überzeugen. Traurig stand er auf und ging langsam das Stück vom Strand hinauf zu ihrem Bungalow. Langsam betrat er das Häuschen und schlurfte in sein Zimmer. Er hatte jetzt zu nichts mehr Lust und legte sich einfach so, wie er war auf sein Bett. Ein bisschen Trotz lag in seiner Stimmung und er nahm sich vor, keinesfalls jetzt schon einzuschlafen. Und irgendwie übermannte ihn der Schlaf dann doch. In der Nacht träumte er von allem Möglichen, mit dem der Wind spielte und es zum Rauschen brachte. In den frühen Morgenstunden erwachte er ganz ohne das ihn jemand geweckt hätte. Nur die Sonne blinzelte schon durch sein Fenster. Ganz leise schlich er aus dem Bungalow. Auch die anderen waren gestern total traurig gewesen, dass er heute schon abreisen würde. Also hatten sie einen geheimen Plan entwickelt. Alle wollten sich am frühen Morgen nochmal am Strand treffen. Ein letztes Mal den Sand, den Wind und das Meer in Spiel und Spaß genießen.
Natürlich durften die Eltern davon nichts wissen. Daher hatte sich Timo gestern Abend auch zusammengerissen, um nichts zu verraten. Fast hätte er jetzt verschlafen, stellte er erschrocken fest. In seinem Trotz gestern Abend hatte er nicht mehr an den Wecker gedacht. Hastig stieg er in seine Strandklamotten. Während er sich anzog, versuchte er schon so leise wie möglich aus dem Haus zu kommen. Draußen überlegte er kurz. Sollte er einfach über die Bohlen rennen? Es würde laut klappern. Vorsichtig schlich er über die ersten Bohlen. Es knarrte ein bisschen. Dann hörte er aber das Rauschen der Pappeln. Er grinste. Das Rauschen würde jedes andere Geräusch überdecken. Timo setze zu einem Spurt an. Kurze Zeit später erreichte er den Treffpunkt am Strand. Aber es war niemand da. Kurz dachte er nach, ob er sich geirrt haben könnte? Aber die Steine, die sie als »Markierung« aufgetürmt hatten, lagen noch genau dort, wo sie sie gestern abgelegt hatten. Nein, hier musste es sein. Timo begann, sich in alle Richtungen umzusehen. Er konnte niemanden sehen.
Und plötzlich stand Lisa vor ihm. Timo hatte keine Ahnung, wo sie eigentlich hergekommen war. Aber da stand sie und schaute ihn direkt an. Lisa war das einzige Mädchen, das von hier kam. Sie musste nicht erst lange zum Meer reisen, sie hatte es praktisch immer vor der Haustür. Timo beneidete sie darum sehr. Außerdem war sie für ein Mädchen auch noch ziemlich cool. Jetzt stand sie vor ihm und sie hielt etwas in der Hand. Timo sah es neugierig an. »Es ist für dich«, erklärte Lisa. Timo verstand sie nicht und stand wie angewurzelt vor ihr. »Naja, du hast mir neulich mal erklärt, du möchtest gern den Sandstrand und das Meeresrauschen mit nach Hause nehmen. Und weil es hier immer so windig ist, haben wir neulich in der Schule das hier gebastelt.« Lisa gab ihm etwas, das aus drei unterschiedlich langen Holzröhren bestand. Alle drei Holzröhren waren mit einer Schnur an einer Art Stab befestigt, der quer zu den Röhren verlief. In der Mitte zwischen den Röhren hing noch ein weiterer Stab herunter. »Was ´n das?«, fragte Timo und besah sich das Ganze sehr skeptisch. Lisa erklärte: »Unsere Lehrerin meinte, es wäre ein Windspiel. Man kann es sich an das Haus hängen, und wenn der Wind gegen die Röhren bläst, schlagen sie gegen den Stab in der Mitte - oder gegeneinander. Und ergeben dann unterschiedliche Töne.«
Timo schaute einen Moment lang skeptisch auf das Windspiel. Und suchte dann den Strand ab nach den anderen. Er wusste zwar nicht, wieso, aber es wäre, ihm peinlich gewesen, wenn jetzt einer der anderen aufgetaucht wäre. »Hmmm«, war zuerst das Einzige, was er darauf sagen konnte. Lisa senkte etwas traurig den Kopf: »Klar ist es nicht so toll wie das Meeresrauschen, aber es ist ein ebenso einzigartiges Geräusch ...« Timo wurde klar, dass sie ihm eine Freude machen wollte. Rasch setzte er sein gewinnendstes Lächeln auf, nahm das Geschenk entgegen und bedankte sich. Lisa strahlte. »Und ich habe noch etwas für dich! Hier!«, rasch kramte sie in ihrer Hosentasche und brachte vorsichtig eine weiße Muschelschale hervor. Und wieder konnte Timo nur fassungslos skeptisch schauen. Dieser Ort hier war sonderbar mit den ganzen verschiedenen Dingen, manche sahen zwar so gleich aus, wie bei ihm zu Hause. Und doch waren die Geräusche und Empfindungen, die hier von ihnen ausgingen, so unterschiedlich. Lisa drückte ihm die Muschel in die Hand und dann seine Hand gegen sein Ohr. Es rauschte, Lisa lächelte und nickte: »Damit kannst du das Meeresrauschen direkt mit nach Hause nehmen.«
Zusammen brachten sie die Geschenke zum Bungalow. Vorsichtig trug Timo das Windspiel und auch die Muschel. Es waren seine wertvollsten Schätze, die er aus dem Urlaub mitbringen würde. Als sie die Dinge vorsichtig und sicher dort verstaut hatten, gingen sie zurück zum Treffpunkt. Alle anderen waren inzwischen eingetroffen. Als sie näher kamen, hörten sie, wie alle anderen kicherten. Jetzt schauten sowohl Timo als auch Lisa verständnislos in die Runde. Die anderen konnten ihr glucksen und kichern nicht mehr verbergen, wollten aber auch nicht mit der Sprache rausrücken, was eigentlich los war. Plötzlich kam es aus der Gruppe »Ei Ei Ei was seh ich da, ein verliebtes Ehepaar!« Jetzt dämmerte ihnen, was das Kichern zu bedeuten hatte. Sofort stürmte Kevin aus der Gruppe über den Sandstrand. Timo stürmte hinterher. Er wollte sich das nicht gefallen lassen. Zwischen ihm und Lisa war überhaupt nichts. Kevin stürmte auf das Meer zu. Schon hatte ihn Timo eingeholt und gab ihm von hinten einen kleinen Stoß. Kevin stolperte nur, aber genau das war Timos Absicht gewesen. Er wollte an ihn herankommen, ihn zu fassen kriegen. Aber Kevin griff nach Timo und plötzlich lagen beide im nassen Sand. Es störte sie nicht weiter. Auch das Wasser, das ihre Sachen, Haare und Haut immer wieder berührte, schien sie nicht zu stören. Und das Lachen und Brüllen der anderen schon gar nicht. Hier ging es um Timos Ehre. Nach ein paar Augenblicken kamen die anderen der Gruppe zu ihnen und warfen sich mit ins Getümmel.
Nach ein paar Minuten waren alle außer Atem. Die Sache hörte wie von selbst wieder auf. Wie eine Horde begossener Pudel sahen sie an sich hinunter und brachen dann in großes Gelächter aus. So etwas Verrücktes war wieder typisch für Timo und Lisa. Das konnten nur die Beiden hinkriegen. Natürlich war ihr gemeinsames Erscheinen am Strand Teil des Plans. Das war allen klar. Niemand stellte es in Frage. Und Timo und Lisa behaupteten nicht das Gegenteil.
Als es dann Zeit wurde, verabschiedete sich Timo von der Gruppe und ging mit gesenktem Kopf Richtung Bungalow. Mams besah sich die total Modderverschmierte, nasse Kleidung. Aus den Augenwinkeln erkannte Timo ihr leichtes Kopfschütteln. Mams sagte aber nichts. Und so sagte auch Timo nichts. Rasch zog er sich um. Mams verstaute die schmutzige Kleidung in einer Plastiktüte und tat sie zu den restlichen Sachen in den Kofferraum. Timo fielen seine Geschenke ein. »Können wir das Windspiel irgendwo im Kofferraum vorsichtig mit dazu packen? Es darf aber nicht kaputt gehen... Es ist ein Geschenk von Lisa!«, versuchte Timo zu erklären. Mams und Paps sahen sich an und grinsten. Fast ebenso, wie die Gruppe vorhin am Strand. Timo hatte das Gefühl, rot zu werden. Aber warum eigentlich? Dafür gab es doch gar keinen Grund, ermahnte er sich. Nachdem das Windspiel sicher verstaut war, wollte er trotzig ins Auto steigen. Doch da stand Lisa wieder vor ihm. Und grinste ihn an: »Ich musste doch gucken, ob du die Geschenke auch ordentlich eingepackt hast«, versuchte sie sich zu erklären. Sie grinste. Nun musste auch Timo wieder grinsen. Beide umarmten sich herzlich. »Bis nächstes Jahr!«, meinte Lisa. Timo war sich nicht sicher, ob sie nächstes Jahr wieder hierher reisen würden. Skeptisch warf er einen Blick auf Mams und Paps. Beide blickten sich kurz an, beide grinsten schon wieder. Und beide nickten ihm zu. Timo strahlte »Bis nächstes Jahr Lisa!« Dann stiegen sie ins Auto. Als sie davonfuhren drehte sich Timo soweit es ging herum, um Lisa noch so lange wie möglich winken zu können. Irgendwas war anders in diesem Urlaub. Bestimmt war es aber nur das Meeresrauschen - und das Rauschen der Pappeln im Wind. Plötzlich fühlte sich Timo schon wieder total erschöpft. Und je näher er dem Großstadtdschungel kam, desto schlimmer wurde es. Er wünschte sich zurück ans Meer - zurück zu seinen neuen Freunden ... und zu Lisa.
Zum Neujahr 2012 nahm ich mir vor, doch mal wieder etwas "handfester" literarisch aktiv zu werden und wollte meine "Karriere" durch eine Teilnahme an einem geeigneten Literaturwettbewerb in Schwung bringen. Gesagt. Getan. Leider habe ich es 2012 nicht geschafft - und so nahm ich mir in 2013 vor, dies endlich umzusetzen.
Gut Ding will Weile haben - ich fand aber dennoch einen passenden Wettbewerb: Den Eberhard-Preis des Landkreises Barnim. Obwohl die Vorgaben sehr konkret waren und ich noch keine Erfahrungen mit Kinder- und Jugendliteratur hatte, habe ich vorliegenden Text eingereicht. Für den Sieg hat es leider nicht gereicht - aber dabei sein ist ja bekanntlich alles... Und der nächste Wettbewerb kommt bestimmt. ;)
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